Das Alltagsradroutennetz für den Landkreis Starnberg – und was davon in Berg umgesetzt ist

Der Radverkehr nimmt zu, und er soll weiter zunehmen. Das Radfahren als umweltfreundliche Alternative zum Autofahren ist gesund und abgasfrei, macht fit und macht Spaß. In einem klimaverträglichen Verkehrsmix wird das Radfahren daher eine wichtigere Rolle spielen als bisher. Voraussetzung dafür ist eine Verkehrsinfrastruktur, die Radfahrern (und Fußgängern) mehr Raum und genügend Sicherheit gibt. Das gilt in der Stadt, aber auch auf dem Lande. Das Radwegenetz erhält einen erhöhten Stellenwert.

Die Gemeinde Berg ist auf den ersten Blick nicht schlecht ausgestattet mit Radwegen. Die zwei verkehrsreichen Staatsstraßen, die durch das Gemeindegebiet führen, sind großenteils mit einem straßenbegleitenden Geh- und Radweg versehen. Die Kreisstraße von Aufkirchen in Richtung Icking verfügt zumindest ein Stück weit, nämlich bis Bachhausen und Farchach, über einen Geh- und Radweg.

Auf den zweiten Blick weist dieses Radwegenetz aber erhebliche Mängel und Lücken auf. Es besteht Verbesserungsbedarf. Dieser sollte von Bürgerinnen und Bürgern und von politischen Gruppierungen verstärkt thematisiert und eingefordert werden.

Die Berger SPD legt daher einen detaillierten Radwege-Check für die Gemeinde Berg vor. Er wurde erarbeitet vom Team der „Roten Radler Berg“ im Rahmen der Aktion Stadtradeln 2020. Das Team sammelte nicht nur Radl-Kilometer, sondern unterzog dabei auch das Berger Radwegenetz einer kritischen Prüfung.

Ein ähnlicher Radwege-Check wurde bereits 2015/2016 von einem Ingenieurbüro im Auftrag des Landratsamts Starnberg vorgenommen. Die Ergebnisse flossen ein in einen umfangreichen, landkreisweiten Plan, das „Alltagsradroutennetz für den Landkreis Starnberg“. Darin wurden wichtige Radrouten in allen Gemeinden des Landkreises identifiziert und ein „Maßnahmekataster“ von insgesamt 256 Maßnahmen erstellt, mit denen das Radroutennetz vervollständigt und verbessert werden soll. Der Plan wurde im Herbst 2016 vom Starnberger Kreistag verabschiedet.

Seither sind vier Jahre vergangen, und es ist zu fragen, was von der schönen Planung bisher verwirklicht wurde. Dazu gibt es sehr kritische Stimmen. So schreibt der VCD in seinem Konzept zur Verkehrswende im Landkreis Starnberg: „Das bisherige (geringe) Tempo bei der Realisierung des 2016 beschlossenen Alltagsradroutennetzes ist völlig inakzeptabel. Während die Kommunen beim Buslinienverkehr bestmöglich koordiniert, umworben und gefordert werden, behandelt die Landkreisverwaltung den Radverkehr mehr als stiefmütterlich.“ Ähnliches gelte für das Staatliche Straßenbauamt Weilheim, das zuständig für die Radwege an den Staatsstraßen ist. Beim Bau des Starnberger Autotunnels zeige das Straßenbauamt, dass es zu einer generalstabsmäßigen Planung fähig sei. Man wünscht sich, dass ein wenig von dieser Energie auch für den Ausbau des Radwegenetzes eingesetzt wird!

Tatsächlich ist das „Alltagsradroutennetz“ im öffentlichen Bewusstsein von Bürgern und Kommunalpolitikern wenig präsent. Die geringe Aufmerksamkeit, die es erhalten hat, mag unter anderem an der technisch-trockenen Darstellung liegen. Das beginnt schon beim Namen. „Alltagsradroutennetz“: Wer kann sich das merken? Erster Schritt für eine bessere Vermarktung der guten Sache kann eine griffige Abkürzung sein. Da wir eine solche nirgends gefunden haben, schlagen wir selbst etwas vor. Wir sprechen im Folgenden vom „ALLRAN“ als Kürzel für das ALLtagsRadroutenNetz und den dafür vorgelegten Plan.

Für das Gemeindegebiet Berg umfasst das Maßnahmekataster des ALLRAN 17 konkrete Maßnahmen, die zur Verbesserung des Radwegenetzes verwirklicht werden sollen. Es ist naheliegend, für einen aktuellen Radwege-Check diese Zusammenstellung von Mängeln und Maßnahmen als Ausgangspunkt und Orientierung zu nutzen. Das Team der Roten Radler Berg ist so vorgegangen und hat sich bei der Begutachtung des Berger Radwegenetzes zwei Fragen gestellt:

  1. Welche der 17 vorgesehenen Maßnahmen des ALLRAN im Berger Gemeindegebiet sind bis heute realisiert, und welche nicht?
  2. Wo gibt es Mängel und Schwachstellen im Berger Radwegenetz, die im ALLRAN nicht thematisiert sind und zusätzlich in die Liste notwendiger Maßnahmen aufzunehmen sind?

Von den 17 Maßnahmen des ALLRAN betreffen 14 die Radwege entlang den Staatsstraßen St 2070 und St 2065. Das sind die zwei Hauptrouten durch Berg, nach denen wir auch unseren Radwege-Check gliedern:
Hauptroute 1 von Percha nach Allmannshausen Richtung Münsing,
Hauptroute 2 von Berg nach Höhenrain Richtung Wolfratshausen.

Um das Ergebnis des Radwege-Checks im Überblick vorwegzunehmen:

  • Von den 17 vorgesehenen Maßnahmen können fünf als realisiert gelten. Dabei handelt es sich aber durchweg um die Beseitigung kleinerer Mängel, sogenannte Sofortmaßnahmen wie Markierungen oder Bordsteinabsenkungen.
  • Vier Maßnahmen können als teilweise realisiert gelten. Das heißt, es wurde etwas gemacht, aber es besteht weiter ein Verbesserungsbedarf.
  • 8 Maßnahmen sind nicht realisiert. Darunter sind alle größeren, wichtigen Maßnahmen zur Verbesserung des Radwegenetzes.
  • Im Zuge unseres Radwege-Checks haben wir 7 weitere Schwachstellen identifiziert, die in die Liste notwendiger Maßnahmen aufgenommen werden sollten. Wir bezeichnen sie als „ALLRAN Update“.

Insgesamt sind das 24 Checkpunkte im Berger Radwegenetz, die wir unten in Teil 3 dieses Berichts im Einzelnen vorstellen.

Die geforderten Maßnahmen betreffen überwiegend die Sicherheit von Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern. Nur eine Maßnahme im ALLRAN für Berg beinhaltet einen Ausbau, also eine Erweiterung des Radwegenetzes. In diesem Punkt war man bei der Ausarbeitung des Plans also sehr zurückhaltend. Auch in unserem Update fügen wir nur eine Maßnahme dieser Art hinzu –obwohl natürlich sehr viel mehr vorstellbar und wünschbar wäre.

Unser Forderungskatalog konzentriert sich damit – orientiert am ALLRAN – auf relativ bescheidene Ziele, auf machbare Dinge. Aber diese sollten auf der Agenda der verantwortlichen Gremien und Behörden endlich eine höhere Priorität erhalten. Sie sollten nicht nur auf dem Papier stehen, sondern realisiert werden: „Ran ans ALLRAN!“

Bernhard von Rosenbladt
Bernhard von Rosenbladt
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