BBB lud ein zum Filmabend zur Agro-Gentechnik

Im Schatten der Agrardieselproteste, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen, erfolgen derzeit gravierende Weichenstellungen für die Zukunft der europäischen Landwirtschaft. Das Europaparlament, allen voran Manfred Weber (CSU) mit der EVP, möchte das Gentechnikrecht aufweichen und die Regeln für die Zulassung von Pflanzen ändern, die mithilfe neuer gentechnischer Techniken (NGT) erzeugt wurden. Diese gentechnisch veränderten Pflanzen könnten bald auf den Äckern und dann auf unseren Tellern landen, und zwar ohne jegliche Kennzeichnung und langjähriger Risikoprüfung.

Der Arbeitskreis Landwirtschaft & Nahversorgung der Bürgerbeteiligung Berg e.V. veranstaltete aus diesem Anlass einen Filmabend mit anschließender Diskussion. Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „Code of Survival“ von Bertram Verhaag. In diesem werden einerseits Bauern vorgestellt, die ihre Böden mit Ehrfurcht begegnen und als Basis des Überlebens der gesamten Menschheit begreifen. Dagegen stehen die großen Industriebetriebe, für die einzig der schnelle Profit zählt, die chemischen Dünger, Herbizide und Pestizide einsetzen und mit zu schweren Maschinen den Boden verdichten und damit das Bodenleben zerstören. So werden jährlich, in Kombination mit gentechnisch veränderten Pflanzen, Millionen von Tonnen Glyphosat weltweit auf Feldern ausgebracht, mit der Folge, dass sich die Natur mit resistenten Super-Unkräutern wehrt, die die Nutzpflanzen überwuchern und die Ernte am Ende zunichtemachen. Das wird weitere Auswirkungen auf Fluchtbewegungen haben.

Für die anschließende Diskussion mit ca. 35 Teilnehmern waren Michael Friedinger vom Bund deutscher Milchbauern, Christiane Lüst von Öko&Fair sowie Johannes Schreiber von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft eingeladen. Dabei wurden viele Punkte diskutiert, die allesamt gegen die NGT sprechen.

  • Eine große Mehrheit in der Bevölkerung lehnt die Agrogentechnik ab und würde durch die geplante, also beabsichtigte Intransparenz Ihrer Wahlfreiheit beraubt werden.
  • Auf die Bäuerinnen und Bauern kämen zum Teil existenzbedrohende Herausforderungen zu,
    insbesondere auf die Biobranche.
  • Gefährdung der Artenvielfalt: Die durch NGT erzeugten genetischen Merkmale breiten sich rasch auch in wild lebenden Populationen aus und werden nicht nur einzelne Arten, sondern ganze Ökosysteme schädigen. Sie machen auch an Landes- und Landkreisgrenzen nicht Halt.
  • Die Profiteure sind die Saatguthersteller und multinationale Konzerne, die Züchter, Lebensmittelhersteller und den Endverbraucher durch Patente auf NGT-Pflanzen in Abhängigkeiten zwingen werden. Die Lebensmittelpreise werden dadurch steigen, die Vielfalt abnehmen. Die versprochenen Heilsversprechen der NGT werden nicht eintreten. Den Herausforderungen des Klimawandels damit nicht begegnet werden können, da kein Bauer im Frühjahr voraussehen kann, ob trockenheitsresistente oder ein starkregenresistente Gentechnikpflanzen gesät werden sollten.

Im vergangenen Jahr verabschiedete der Starnberger Kreistag mit breiter Mehrheit aller Parteien, mit Ausnahme von FDP und AFD, das Bekenntnis, dass der Landkreis gentechnikfrei bleiben solle. Wie das allerdings unter diesen drohenden Umständen gewährleistet werden kann, ist mehr als fraglich. Sicher ist, dass mit dieser Entscheidung gegen die seit 2009 in Bayern geltende Gentechnikfreiheit unserer Landwirtschaft verstoßen würde, ohne dass der Verbraucher noch kontrollieren kann, was er kauft und isst.

Martin Ballmann
Martin Ballmann
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