Energiewende in Berg – Das Standortkonzept zur Freiflächen – Photovoltaik
Inhaltsverzeichnis
- Die Energiewende in Bayern und den Landkreisen
- Die Energiewende in Berg – Status und Prognosen
- Das „Standortkonzept Freiflächenphotovoltaik“ – Vision und Nutzen
- Die Arbeitsgruppe Solar – Beteiligung und Mitwirkung
- Fragen und Antworten
Die Energiewende in Bayern und den Landkreisen
Der Kreistag in Starnberg hat sich bereits im Jahr 2005 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2035 soll der gesamte Landkreis vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt werden.
Dazu ist ein konsequenter Verzicht auf fossile Energieträger wie Erdöl, Gas und Kohle notwendig, begleitet vom Umstieg auf moderne Technologien wie Wärmepumpen und E-Autos.
Die Prognosen des Landkreises zeigen, daß sich der Strombedarf bis 2035 verdreifachen wird. Im Jahr 2022 kamen in Bayern 60 % des Stromes aus erneuerbaren Energien. Starnberg lag mit 22 % auf einem der letzten Plätze aller 71 bayerischen Landkreise (Energieatlas).
Wenn die Entwicklung in dieser Geschwindigkeit weitergeht, könnte Starnberg im Jahr 2035 nur ein Drittel seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken (Landratsamt 7 / 24).
Im Gegensatz dazu sind unsere Nachbarn Landsberg am Lech und Bad Tölz-Wolfratshausen deutlich weiter. Sie erzeugen bereits jetzt 150 % ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Auch ohne die dort schon „immer“ vorhandene Wasserkraft liegt Landsberg am Lech im bayerischen Durchschnitt.
Die Energiewende in Berg – Status und Prognosen
Unsere Gemeinde Berg hat bereits wichtige Schritte unternommen und erzeugt derzeit, vor allem dank der Windräder, ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Quellen. Die Gemeinde rechnet in Zukunft mit folgender Entwicklung:
Stromverbrauch im Jahr 2022: 25 Mio kWh
Prognose Stromverbrauch 2035: 75 Mio kWh
Zur Deckung dieses Bedarfs stehen folgende Energiequellen zur Verfügung:
Energiequelle | Erzeugung (Mio kWh) | Anteil |
Windkraft | 23,5 | 31 % |
Dach PV | 19,0 | 25 % |
Freiflächen PV | 32,5 | 44 % |
Bei der Windkraft entspricht der angegebene Wert dem Durchschnitt der letzten 8 Jahre.
Bei Dach- PV schreitet der Ausbau zügig voran. Beim Ertrag gehen verfügbare Quellen von 15 bis max. 22,5 Mio kWh aus. Der hier angesetzte Mittelwert entspricht dem 6-fachen des Ist-Standes.
Die Freiflächen – PV erbringt den Rest, und wird mit einem fast 50 % igen Anteil künftig eine zentrale Rolle spielen.
Das „Standortkonzept Freiflächenphotovoltaik“ – Vision und Nutzen
Die Gemeinde Berg hat Ende 2022 die Erstellung dieses Konzepts beauftragt, und damit einen weiteren und konsequenten Schritt in Richtung Energiewende gemacht.
Aufgabe der Planer war es, in Zusammenarbeit mit der Berger Verwaltung und der Naturschutz-Stelle beim Landratsamt im ganzen Gemeindegebiet jene Flächen zu finden, die zur Errichtung von PV Anlagen geeignet sind, unter Berücksichtigung der Belange von:
- Land- und Forstwirtschaft
- Natur- und Umweltschutz
- Interessen der Bürgerinnen und Bürger
Konsequent ausgeschlossen wurden u.a:
- Flächen mit naturschutzrechtlichen Anforderungen
- Bereiche mit geringem Abstand zu Wohnbebauung, Erholungsgebieten und Baudenkmälern
- Gebiete mit besonderer Bedeutung für das Ortsbild
- besonders schützenswerte Landschaften
- alle Siedlungs- Gewässer- und Verkehrsflächen
- sowie Schutzgebiete (z.B. Biotope)
Als Ergebnis weist das Konzept 355 Hektar (1ha = 10.000 qm) bzw. knapp 10 % der Gemeindefläche aus, die für die Installation von PV- Freiflächenanlagen „geeignet“ sind. Der Gemeinderat Berg hat dem Konzept im März 2023 mit großer Mehrheit zugestimmt
Die Arbeitsgruppe Solar – Beteiligung und Mitwirkung
Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt. Die Abkehr von fossilen Energieträgern bis 2035 anzustreben bedeutet, sich mit dem Thema Freiflächen PV als zentralem Baustein der künftigen Energieversorgung zu beschäftigen.
Um die in Berg fehlenden 32,5 Mio. kWh Strom zu erzeugen, sind 30 Hektar Fläche nötig – das entspricht 0,8 % der Gemeindefläche.
Seit Mitte 2023 gibt es in der Bürgerbeteiligung Berg eine eigene Arbeitsgruppe, die auf Grundlage des Standortkonzepts nach geeigneten Flächen sucht.
Der Antrieb dieser Gruppe kommt auch von den Erfolgen der Nachbargemeinden wie Münsing, Icking Königsdorf oder Pöcking, wo bereits Photovoltaikanlagen genehmigt bzw. schon in Betrieb genommen wurden. In der Presse wird über diese Entwicklung regelmäßig berichtet.
Ziel der Arbeitsgruppe Solar:
Die Arbeitsgruppe denkt vorläufig an eine Anlage auf ca. 10,5 Hektar Fläche, die den Ertrag von zwei Windrädern liefert. Wie bei der „Bürgerwind Berg“ sollen möglichst viele Bürger die Möglichkeit bekommen, sich zu beteiligen und vom Gewinn zu profitieren.
Bis jetzt haben sich bereits eine ganze Reihe von Grundstückseigentümern bei uns gemeldet, die Interesse an der Errichtung von PV-Anlagen auf ihren Flächen haben. Nach Prüfung und Abgleich mit dem Standortkonzept stehen aktuell etwa 37 Hektar für die weitere Planung zur Verfügung.
Dieser Stand der Planung wird am 05.11.2024 im Nachhaltigkeitsausschuss der Gemeinde vorgestellt.
Das Projekt zur Freiflächen-Photovoltaik in Berg ist somit vollem Gange. Erreicht wurde bisher noch nichts, doch mit einem klaren Plan, engagierten Bürgern und realistischen Zielsetzungen ist die Gemeinde auf einem guten Weg, die Energiewende erfolgreich zu meistern.
Wenn Sie Interesse an einer Beteiligung haben oder weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an die Bürgerbeteiligung Berg: kontakt@bb-berg.de
Fragen und Antworten
„Landwirtschaftlich benachteiligte Gebiete“
Seit den 1970er Jahren gewährte die Agrarförderung nach und nach Ausgleichszulagen für Einzelflächen und Gebiete, auf denen es z.B. aufgrund der Bodenqualität schwer ist, Landwirtschaft zu betreiben, und im Extremfall die Aufgabe der Landwirtschaft droht.
Das EEG (Erneuerbare–Energien–Gesetz) aus dem Jahr 2017 bezieht sich auf diese Gebiete. Das Land Bayern hat diese „benachteiligten Acker- und Grünlandflächen“ für den Bau von Solaranlagen freigeben.
Mit Inkrafttreten des neuen EEG Gesetzes Anfang 2023 können diese Flächen zusätzliche Förderungen erhalten. Dies gilt für die gesamten 37 ha, die von uns weiter betrachtet werden.
„PV-Anlagen gehören aufs Dach“
Dach PV – Anlagen haben einen wesentlichen Anteil an der Energiewende. Dieser wird jedoch begrenzt von der Anzahl vorhandener Dachflächen, und hängt ferner ab vom Interesse der Hausbesitzer, hier auch zu installieren.
Der mögliche Anteil von Dach PV an der künftigen Stromproduktion wird bei 20 – maximal 30 % gesehen. Dazu müsste sich der aktuelle Ertrag auf das 5 – 8 fache steigern. Aktuell verzeichnet das Landratsamt bei der Dach – PV große Zuwächse.
„PV-Anlagen versiegeln die Landschaft“
Die benötigten 30 Hektar entsprechen 0,8 % der Gemeindefläche. Damit kann man keine Landschaft versiegeln.
Die einzigen Standorte, bei denen PV Freiflächenanlagen ohne Genehmigung errichtet werden könnten, liegen im 200 m Abstand entlang der Autobahn (ges. 15 ha bei Mörlbach und Höhenrain).
An allen anderen Standorten kann der Gemeinderat zu jedem Zeitpunkt Lage, Größe und Anzahl von PV Freiflächenanlagen steuern.
„PV Anlagen zerstören die Böden“
Bei der Montage der Anlagen werden Pfosten in den Boden gerammt und darauf die Traggestelle für die Module verschraubt. Die Pfosten werden nach Ablauf der Nutzungsdauer wieder gezogen. Es gibt keine Betonfundamente.
Wuchernde Pflanzen könnten Solarmodule beschatten und Wechselrichter verschmutzen. Neben der regelmäßigen Wartung der technischen Bauteile ist deshalb die richtige Grünflächenpflege ausschlaggebend für vernünftige Betriebsergebnisse der Anlage, und liegt damit im Interesse des Betreibers.
„PV-Anlagen verderben die Pachtpreise“
Die für PV Anlagen benötigten 30 Hektar entsprechen nur etwa 1 / 45 der landwirtschaftlichen Fläche in der Gemeinde und haben daher keinen nennenswerten Einfluss auf Pachtpreise. Das entspricht auch den Erfahrungen unserer Nachbarn.
„Flächen für PV fehlen beim Lebensmittelanbau“
In Deutschland wurden im Jahr 2022 auf 2,6 Mio ha, somit 20 % aller Ackerflächen „Energiepflanzen“ angebaut. Dabei handelt es sich z.B. um Raps für Biodiesel, Mais für Biogas oder, auf 969.000 ha Fläche, um Mais für die Stromerzeugung (Quelle: agrarheute).
Um die Ziele der Energiewende zu erreichen benötigt man im Jahr 2035 eine Fläche von 205.000 ha für Freiflächen – PV (Quelle: bmuv), somit nur 8 % der Fläche, auf der wir aktuell Energiepflanzen anbauen oder 20 % der Fläche, die für den Anbau von Mais zur Stromgewinnung verwendet wird.
Man kann auf gleicher Fläche mit Photovoltaik 30 – 40 mal mehr Strom erzeugen, als das mit dem Umweg von Pflanze über Biogas zu Strom möglich ist. Abgesehen davon schadet die Monokultur z.B. von Mais dem Boden und macht Pestizide erforderlich.
Nachdem die Förderung der Biogas – Verstromung in den nächsten Jahren ausläuft (Vertragsbeginn ab 2005, Laufzeit 20 Jahre), werden ohnehin Ackerflächen in erheblichem Umfang frei.
Der Anbau von Mais zur Verwertung in Biogasanlagen sank von 2021 auf 2022 bereits um ca. 200.000 ha (Quelle: agrarheute). Das entspricht bereits der Fläche, die wir im Jahr 2035 für PV Freiflächenanlagen benötigen.
Auch wenn mit Sorgfalt gearbeitet wurde, können wir keine Garantie für die Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit dieser Informationen geben.
Quellen, wenn im Text nicht anders angegeben:
- Aktuelle Energiedaten des Landkreises Starnberg 7 / 23 u. 7 / 24
- Solarkonzept des Landkreises Starnberg 8 / 23
- Energieatlas Bayern, Bayer. Staatsregierung letzte Zahlen 2022
- Energie – Szenarien der Gemeinde Berg 3 / 23 und 7/24